Wer den Einstieg in die Welt der Klickpedale sucht, der wird anfangs von der Zahl der verschiedenen Systeme mit ihren individuellen Vor- und Nachteilen ein wenig erschlagen. Die erste Frage, die du dir beim Kauf neuer Klickpedale stellen solltest, ist, ob du lieber klassische Rennrad-Pedale mit Delta-System, also drei Schrauben an den Cleats, oder ein Mountainbike-System mit der Zweipunkt-Verschraubung fahren willst.
Im Endeffekt ist genau das auch die Frage, die du beantworten musst, um dich zwischen dem Shimano SPD- oder dem SPD SL-System entscheiden zu können. Um dir bei der Frage, welches von den beiden Systemen für dich besser geeignet ist, ein wenig zu helfen, möchte ich dir die beiden Shimano-Lösungen in diesem Artikel näher vorstellen.
Um eines vorweg zu nehmen: Ganz so einfach wie „SPD für’s Mountainbike & SPD SL für’s Rennrad“ ist es dann doch nicht.
Kurzer Vergleich der Vor- & Nachteile
Beginnen möchte ich mit einem kurzen Vergleich und der Übersicht der Vor- & Nachteile der beiden Klicksysteme. In weiterer Folge gehe ich dann auf die einzelnen Punkte näher ein und führe aus, was damit gemeint ist. Falls du also nicht weißt, was man unter dem Floating versteht, keine Sorge. 🙂
Shimano SPD-SL
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größere Kontaktfläche
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bessere Kraftübertragung
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aus Carbon erhältlich
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geringeres Gewicht
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drei Floating-Stufen
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etwas teurer
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schnellerer Verschleiß der Cleats
Shimano SPD
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Cleats sind in Sohlen versenkt
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geringere Abnutzung der Cleats
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meist beidseitig nutzbar
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auch als Kombipedal erhältlich
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geringere Kontaktfläche
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niedrigere Kraftübertragung
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kein anpassbares Floating
Liste aller Shimano-SPD-Pedale
Vor einiger Zeit habe ich mir die Mühe gemacht und alle SPD-Pedale von Shimano zusammengesucht und in einer Liste zusammengefasst.
Im Beitrag „Alle Shimano SPD-Pedale im Überblick“ findest du die entsprechende Liste inklusive Foto, Gewichtsangaben, Montageanleitung sowie entsprechende weiterführende Links zum Kauf und Detailinformationen!
Shimano SPD: ihr erstes Klicksystem
SPD steht für Shimano Pedaling Dynamics und wurde erstmals 1990 vorgestellt.
Die Pedale der damaligen Serie wurden ergänzt durch spezielle Schuhe bzw. Pedalplatten.
Man kombinierte den Vorteil, auf und mit den Fahrrad-Pedalen ein bessere Gefühl und eine bessere Kraftübertragung zu haben mit der Möglichkeit, mit den Schuhen auch normal gehen zu können.
Schon Jahre zuvor, nämlich 1984, brachte der Hersteller LOOK die ersten Klickpedale auf den Markt.
So gesehen ist das SPD Klicksystem von Shimano selbst keine wirkliche Innovation.
Vielmehr sind es die Schuhe, die es dem Radfahrer erlauben, Abschnitte zu Fuß zu gehen, ohne Angst davor haben zu müssen, auszurutschen, oder die Cleats kaputt zu machen.
Das letztgenannte Faktum ist bis heute für viele einer der Hauptgründe, sich für das SPD-System zu entscheiden.
Die SPD-Pedale waren für Shimano ein großer Wurf: Sie brachten die Klickpedale an Mountainbikes und haben sich in diesem Bereich neben den Plattform-Pedalen als Standard etabliert.
Zwar gibt es heute auch andere Klickpedalsysteme für’s Mountainbike, aber aufgrund der großen Beliebtheit des SPD-Systems, entwerfen andere Hersteller ihre Pedale in der Regel so, dass sie mit Shimanos SPD-Schuhen und Cleats kompatibel sind.
Shimano SPD-SL: ein Klicksystem speziell für Rennräder
Aus dem SPD-System entwickelten sich insgesamt zwei weitere Systeme für den Road-Bereich: SPD-R und SPD-SL.
SPD-SL – SL steht dabei für super light – ist bis heute Shimanos Standardsystem für den Einsatz am Rennrad.
Das Unternehmen hat sich bei der Entwicklung des Pedalsystems, wie bereits erwähnt, von den LOOK-Pedalen inspirieren lassen, die 1984 das Licht der Welt erblickten.
Mit den SPD-SL-Pedalen attackierte Shimano den Markt der Rennradpedale. Das mit großem Erfolg: heute sind die SPD-SL-Pedale eine der beliebtesten Pedalsysteme für den Road-Bereich.
Die Entwicklung und Produktion der SPD-R-Systeme hingegen wurde inzwischen eingestellt, da es vor allem beim Ein- und Ausklicken mit den Pedalplatten oft Probleme gab.
Das lag vor allem daran, dass pro Schuh drei Komponenten angebracht werden mussten.
Dies führte dazu, dass die Abstände und die Position der einzelnen Teile de facto nie perfekt waren bzw. war.
Unterschied & Gemeinsamkeiten von SPD & SPD-SL
Obwohl der Name recht ähnlich klingt, gibt es zwischen dem Shimano SPD- und SPD-SL-System wesentliche technische Unterschiede.
Die aus Metall hergestellten SPD-Cleats, so werden die Pedalplatten genannt, werden mit zwei Schrauben in einem passenden Bereich im Profil der Schuhsohle montiert.
Dadurch kann das Profil selbst als Orientierungshilfe beim Einklicken dienen.
Ganz zu schweigen davon, dass es sich auf den SPD-Schuhen aufgrund der Tatsache, dass die Cleats in einer Aussparung in der Sohle versenkt sind, sehr angenehm gehen lässt.
Das SPD-SL-System dagegen ist den klassischen, 1984 von LOOK auf den Markt gebrachten, Rennradpedalen nachempfunden.
Das bedeutet, die Cleeats werden mit drei zum Dreieck angeordneten Schrauben mit der Sohle verschraubt. Diese sind nicht versenkt, sondern „ragen“ hervor.
Das Gehen mit SPD-SL-Cleats ist schwierig und führt zum schnellen Verschleiß der Plastikplatten.
Dafür bieten sie jedoch eine größere Kontaktfläche auf bzw. mit dem Klickpedal.
Dies wird von den meisten Fahrern subjektiv als sicherer empfunden, vor allem beim Pedalieren im Wiegetritt.
Der Kontakt zwischen dem Cleat und dem Pedal wird bei beiden Systemen nach dem gleichen Prinzip hergestellt:
Der vordere Teil des Klickmechanismus ist starr, sodass der Cleat quasi eingehakt werden kann.
Der hintere Teil besteht dagegen aus einem Federmechanismus, der für das Lösen der Cleats beim Ausklippen verantwortlich ist.
Dieser Federmechanismus erlaubt ein einfaches Einklicken der Cleats und hält diese dann in ihrer Position, bis durch eine Drehung des Fußes der einstellbare Widerstand überwunden wird und der Mechanismus den eingeklickten Cleat freigibt.
Ein- & Ausklicken: Das Handling auf dem Bike
An der Frage, welches System leichteres Ein- und Ausklicken erlaubt, scheiden sich ein wenig die Geister.
Manche Fahrer sagen, dass ihnen das Einklicken mit den SPD-Pedalen leichter fällt.
Die meisten dieser Pedale haben sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite des Pedalkörpers eine Kontaktfläche für die Cleats, sodass es egal ist, in welcher Stellung sich das Pedal beim Einklicken befindet.
Außerdem leitet die Aussparung in den SPD-kompatiblen Schuhen den Cleat ein wenig in den Mechanismus hinein.
Wer ein zusätzliches Maß an Sicherheit und Variabilität braucht, der kann beim SPD-System auch auf sogenannte Kombi-Pedale zurückgreifen.
Diese haben auf der einen Seite einen SPD-Mechanismus und sind auf der anderen Seite wie ein normales Plattform-Pedal aufgebaut.
So können diese Pedale selbst ohne Cleats gefahren werden.
Solche Pedale sind vor allem für Commuter oder auch Freizeit-Bikes beliebt, für die man nicht immer extra spezielle Schuhe anziehen kann oder möchte.
SPD-SL-Pedale dagegen haben zumeist nur auf einer Seite einen entsprechenden Mechanismus.
Im Normalfall ist die untere Seite des SPD-SL-Pedals schwerer, sodass die richtige Seite oben ist und das Einklicken stufenlos möglich ist.
Ist die Pedalachse nicht mehr ausreichend gefettet, kann es sein, dass du das Pedal vor dem Einklicken mit dem Fuß entsprechend noch drehen musst, um einsteigen zu können.
Im Beitrag über die Pflege von Fahrrad-Pedalen zeige ich dir, wie du dieses Problem vermeiden kannst.
Ich bin beide Systeme (SPD & SPD-SL) bereits gefahren, und meine persönliche Erfahrung ist, dass man sich relativ schnell an das jeweilige System gewöhnt und es dann auch keine relevanten Unterschiede mehr gibt, was das Ein- und Aussteigen in und aus dem entsprechenden Mechanismus angeht.
In meiner Zeit als Leistungssportler im Rennradbereich habe ich allerdings auf das SPD-SL-System umgestellt, da dieses einerseits leichter und andererseits tatsächlich ein etwas sichereres und besseres Gefühl beim Fahren unter großer Kraftanstrengung gibt.
Dabei handelt es sich um SPD-kompatible Pedale, die jedoch im Vergleich zum normalen SPD-System deutlich weniger Kraft beim Ein- und Ausklicken erfordern.
Konkret ist die Kraft, die man aufwenden muss 60% geringer!
Das macht die Verbindung zwischen den Schuhen und den Pedalen zwar instabiler, vermeidet es aber umso mehr, sich nicht aus den Pedalen lösen zu können.
Übrigens: die Cleats sind beim Kauf dabei!
Gewicht & Kontaktfläche
Die Cleats des SPD-SL-Systems sind wesentlich größer als die des SPD-Systems, sodass erstere in der Regel als stabilere Verbindung empfunden werden, insbesondere beim Fahren außerhalb des Sattels im Stehen.
Außerdem sorgt die größere Kontaktfläche der SPD-SL-Cleats für eine bessere Kraftübertragung im Vergleich zum SPD-System.
Was das Gewicht angeht, so sind die SPD-SL-Systeme trotz ihrer Größe ein wenig leichter als SPD-Systeme, weil diese, wie bereits angemerkt, aus Plastik & nicht aus Metall sind.
Die leichtesten SPD-SL-Pedale sind die aus Carbon hergestellten Shimano Dura-Ace R9100, die für Rennen entworfen wurden und pro Paar rund 230 Gramm wiegen.
Beim SPD-System zählen die Shimano PD-A600 zu den leichtesten mit etwa 290 Gramm pro Paar. Schwerere SPD-Modelle bringen es gerne mal auf über 500 Gramm.
Wie man sieht, kann man mit verhältnismäßig wenig Geld viel Gewicht einsparen.
Dieser Gewichtsunterschied ist allerdings nur für (Halb-)Profis und Gewichtsfetischisten wirklich relevant.
Die Cleats & das Floating
Neben den unterschiedlichen Befestigungsmethoden der Cleats an der Sohle selbst, gibt es noch weitere wichtige Unterschiede zwischen SPD und SPD-SL.
SPD-SL-Cleats gibt es in drei verschiedenen Varianten, die jeweils unterschiedliches Floating erlauben.
Floating bedeutet frei übersetzt schweben und meint jene Distanz bzw. jenen Winkel, innerhalb welchen man sich, eingeklickt im Pedal, mit dem Fuß bewegen kann, ohne aus dem Klickpedal auszulösen.
Die roten SPD-SL-Pedalplatten (SM-SH10) mit 0° Floating erlauben keinen Spielraum.
Die blauen SPD-SL-Cleats (SM-SH12) erlauben ein Floating von etwa 2°.
Die gelben SPD-SL-Platten (SM-SH11) bieten ein Floating von rund 6°.
Bild | Bezeichnung | Preis | Shop |
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Alle Cleats, egal welcher Farbe, werden mit allen Schrauben ausgeliefert. Nur einen passenden 4er-Innensechskantschlüssel musst du selbst besorgen.
Als Radrennfahrer mit Knieproblemen habe ich von Anfang an auf die gelben SPD-SL-Cleats gesetzt und konnte damit nur positive Erfahrungen sammeln.
Wer überhaupt oder nur sehr wenig Spielraum im Pedal haben möchte, sollte eher zu den roten oder blauen Pedalplatten greifen.
Außerdem sind die Cleats für SPD-SL-Systeme aus Kunststoff.
Gepaart mit der Tatsache, dass sie nicht in der Sohle versenkt sind, sondern direkten Kontakt mit dem Boden haben, sorgt das für einen schnelleren Verschleiß, sofern man mit oder auf ihnen geht.
Um dennoch mit diese Pedalplatten gehen zu können, sie aber nicht unnötig abzunutzen, bieten sich besondere Pedalaufsätze an.
SPD-Cleats dagegen haben kein variables Floating.
Shimano gibt das Floating des SPD-Systems mit mindestens 6° an, was gerade im Rennrad-Bereich recht viel ist, insbesondere, wenn du auf Leistung fahren und einen „Bombenhalt“ willst.
Dafür sind die Cleats aus Metall und in der Sohle versenkt, was sie deutlich langlebiger macht.
Der preisliche Unterschied
Es gibt einen kleinen (feinen) Unterschied, was die Preislage der beiden Systeme angeht, der allerdings erst im High-End-Bereich relevant wird.
Während solide SPD-Systeme ab etwa über 30 Euro zu haben sind & die teueren Systeme um etwa 100 Euro, werden für SPD-SL-Systeme zwischen 40 Euro für Einsteigersysteme und rund 170 Euro für die High-End Shimano Dura Ace PD-R9100 aus Carbon* verlangt.
Fazit
Kommen wir nun zum Ende und zur Beantwortung der Frage: SPD- oder SPD-SL-Pedale?
Wenn du Rennradfahrer bist und dein Hauptaugenmerk auf Leistung liegt, dann führt kein Weg an den klassischen Rennrad-Pedalen und im Fall von Shimano damit an SPD-SL vorbei.
Fährst du dagegen ab und zu oder ausschließlich Mountainbike, dann ist SPD-System das richtige für dich.
So weit, so einfach. Aber wie immer, ist es in der Praxis dann nicht ganz so einfach, weil SPD-Pedale einen weiteren Einsatzbereich als nur Mountainbiking haben, der durchaus auch in den Rennradbereich reicht.
Da ist vor allem erstmal der Freizeit- und Commuterbereich.
An solchen Rädern machen SPD-Pedale eine gute Figur, nicht zuletzt, weil sie in Form von Kombi-Pedalen gleichzeitig als Klick- und Plattformpedal gefahren werden können.
Es ist weiters weder unüblich noch schlecht, am Rennrad SPD-Pedale zu fahren. Gründe dafür gibt es viele.
So ist das SPD-System sowohl was den Preis als auch das Handling angeht, besser für Einsteiger geeignet.
Wenn du also gerade erst anfängst, dich in Richtung Klickpedale zu orientieren, kannst du bedenkenlos zu SPD greifen. Gleiches gilt, wenn du auf deinen Touren teilweise ohne deinem Fahrrad unterwegs bist, es zum Beispiel streckenweise schieben musst.
Denn, und das kann ich nicht oft genug betonen: Längere Fußwege sind in SPD-SL-Schuhen die Hölle.
Du wirst ausrutschen und stolpern, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass du deinen Cleats damit wirklich keinen Gefallen tust.
Es sei denn, du verwendest Pedalaufsätze.
Für Rennradfahrer gilt also: Wenn du kompromisslose Leistung suchst, Gewicht sparen und das beste Kontaktgefühl haben möchtest, dann sind SPD-SL-Pedale zweifelsohne – zumindest meiner Ansicht nach – die bessere Wahl.
Einsteiger, Mountain- & Crossbiker sowie Fahrer, die größere Variabilität suchen, können bedenkenlos zum SPD- oder zum oben erwähnten Click’r-System greifen.
Zum Schluss möchte ich dir jeweils ein Pedalmodell empfehlen, welches ich selbst nutze bzw. genutzt habe.
Die PD-M520 habe ich auf meinem ersten Rennrad verwendet, da ich auf meinem Crossbike ebenfalls das SPD-System montiert hatte.
Sie sind wirklich sehr günstig und haben mich nie enttäuscht.
Erst als ich ausschließlich mit dem Rennrad gefahren bin, habe ich mich für die Shimano PD-R540 und somit für das SPD-SL-System entschieden.
Mir war es nie besonders wichtig, an allen Enden und Ecken zu versuchen, Gewicht einzusparen. Noch heute verwende ich dieses Modell auf meinem Vollcarbon-Rennrad und bin vollends zufrieden!
Tendierst du nun eher zu den SPD- oder zu den SPD-SL-Pedalen?
Sehr guter Beitrag, informativ und hilfreich!
Lieber Sascha,
vielen Dank! 🙂
Liebe Grüße
Alex