Für Rennradfahrer ist die Sache eigentlich klar: An das Fahrrad gehören Klickpedale.
Die feste Verbindung zwischen Schuh und Pedal sorgt angeblich für einen „runderen Tritt“ und für eine weit höhere Effizienz beim Pedalieren. Selbst die Mountainbiker-Szene setzt immer häufiger auf das Klicksystem, obwohl man sich dagegen zunächst gewehrt hat. Das hat sich allerdings geändert, insbesondere in Disziplinen wie Cross Country.
Ich habe mich gefragt, ob Klickpedale wirklich so viel effizienter sind als Pedale ohne feste Verbindung zwischen Schuhen und Pedalen. In diesem Artikel will ich versuchen, eine Antwort zu geben – und die Frage so gut es geht auch aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten.
Die Aufwärtsbewegung besser nutzen
Die Antwort auf die Frage, welches Pedalsystem bezüglich der Kraftübertragung das effizienteste sei, scheint die auf der Hand zu liegen: Klickpedale.
Als Gründe für die höhere Effizienz der Klickpedale wird in der Regel angeführt, dass die feste Verbindung zwischen Schuhen und Pedalen für eine bessere Kraftübertragung sorgt und außerdem im Gegensatz zu Bärentatzen-Pedalen oder Pin-Pedalen auch während der Aufwärtsbewegung beim Pedalieren Kraft aufs Pedal gebracht werden kann, indem der Fahrer das Bein aktiv hochzieht.
Das ergibt auf den ersten Blick durchaus Sinn und ist eine Einschätzung, die sich mit meiner praktischen Erfahrung auf dem Rennrad deckt.
Ich fühle mich mit Klickpedalen auf dem Rad nicht nur sicherer, ich habe auch das Gefühl, dass ich deutlich besser und „runder“ in die Pedale treten kann.
Hinzu kommt natürlich, dass sich für mich als Rennradfahrer die Frage „Klickpedale oder gewöhnliche Fahrrad-Pedale?“ nie wirklich gestellt hat.
Auf dem Rennrad sind SPD-, SPD-SL-, LOOK- oder andere Pedale schlicht der unangefochtene Standard. Dies liegt vor allem daran, dass die Vorteile der Klickpedale auf der Straße voll ausgespielt werden können – doch dazu später mehr.
Vor einiger Zeit habe ich übrigens zwei einschlägige Beiträge verfasst.
Bei dem einen zu SPD- und SPD-SL-Pedalen habe ich versucht, die Frage nach dem besseren System zu beantworten und damit einhergehend auch die Unterschiede aufzuzeigen.
Im Beitrag über die LOOK-Pedale habe ich ebenfalls Unterschiede aufgezeigt – in diesem Fall zu den SPD-SL-Pedalen.
Außerdem habe ich die Kontaktfläche der Klickpedale näher betrachtet und mir außerdem die Historie der LOOK-Pedale angesehen.
Was die Wissenschaft zur Effizienz der Klickpedale sagt
Will man sich der Frage, ob Klickpedale wirklich effizienter sind als gewöhnliche Fahrrad-Pedale, auf wissenschaftlicher Basis nähern, so stellt man schnell fest, dass es gar nicht viele Daten dazu gibt.
Die wenigen Untersuchungen, die existieren, legen jedoch Ergebnisse nahe, die selbst mich und dich als „Roady“ überraschen (dürften), überhaupt, wenn man vor allem aus Gründen der Effizienz auf Klickpedale schwört.
In der Studie zur Wirkung von Feedback-Training im Radsport von der Universität Freiburg kamen die Autoren zu dem Schluss, dass in der Realität kaum ein Fahrer mit Klickpedalen im sogenannten Upstroke, also in der Aufwärtsbewegung des Pedals, vortriebswirksame Kräfte erzeugt.
Allerdings fand das Team ebenfalls heraus, dass Profi-Fahrer ihren Bewegungsablauf so weit optimiert haben, dass das Pedal in der Aufwärtsbewegung so wenig wie möglich belastet wird.
Interessant dabei ist, dass die Forscher unter anderem darauf hinwiesen, dass die Optimierung der Tretbewegung nahezu denselben Effekt haben kann, wie der Vortrieb im Upstroke selbst.
Das bedeutet im Klartext: nur wenige nutzen die Möglichkeit des „Ziehens“ der Klickpedale.
Allerdings entwickeln viele das Fahren mit Klickpedalen so weit, dass diese Entwicklung beinahe denselben Effekt hat wie das Ziehen im Upstroke.
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Die Ergebnisse der Freiburger Forscher werden unter anderem von einer Studie der Brunel University in Großbritannien gestützt, in der die Effektivität unterschiedlicher Techniken beim Pedalieren mit Klickpedalen untersucht wurde.
Die Studie kam zu dem Schluss, dass keine der unterschiedlichen untersuchten Techniken einen nennenswerten Effizienzvorteil gegenüber den anderen Techniken bietet.
Untersucht wurde dabei beispielsweise eine Technik, bei der sich die Fahrer darauf konzentrierten, das Bein im Upstroke aktiv mit nach oben zu ziehen.
Dem gegenüber stehen die Ergebnisse einer Masterarbeit an der Fort Hays State University. Diese kam zu dem Ergebnis, dass zumindest in kurzen Sprints die Klickpedale gewöhnlichen Fahrrad-Pedalen deutlich überlegen sind, was den Kraft-Output in Watt betrifft.
Unterm Strich lässt sich sagen, dass die Wissenschaft zumindest keine eindeutigen Beweise dafür liefern kann, dass Klickpedale generell einen Effizienzvorteil bieten.
Die Ergebnisse, bezogen auf Sprints, deuten allerdings darauf hin, dass Klicksysteme zumindest in Sachen kurzfristiger Beschleunigung die Nase vorn haben.
Der direkte Vergleich durch GCN
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam das Team des für viele Radrennsportler bekannten YouTube-Kanals GCN (Global Cycling Network) bei einem Vergleichstest zwischen Pin-Pedalen und Klickpedalen.
Die GCN-Fahrer maßen den Kraft-Output sowie den Sauerstoff-Verbrauch des Fahrers für beide Pedalsysteme und fanden keinen wesentlichen Unterschied, wenngleich die Nicht-Klickpedale in diesem Test sogar die Nase ein klein wenig vorne hatten, was ich überaus erstaunlich finde!
Bedeutet das nun, dass es egal ist, ob du an deinem Fahrrad Standard-Pedale oder Klickpedale verwendest?
Vor allem für den Rennradsport würde ich diese Frage eindeutig verneinen. Klicksysteme bieten auf der Straße wesentliche Vorteile, die sie gegenüber anderen Systemen vorzugswürdig machen.
Mit Klickpedalen gibt es kein Abrutschen, der Antritt kann viel kraftvoller umgesetzt werden und … wer möchte schon auf das geniale Geräusch beim Ein- und Ausklicken verzichten? 😀
Rennrad: Klicksysteme sind der Standard
Du wirst schwer jemanden finden, der den Rennradsport wirklich ernsthaft betreibt und keine Klickpedale oder Pedale mit Riemen verwendet, was durchaus seine Gründe hat.
Durch die feste Verbindung zwischen Pedalen und Radschuhen ist der Bewegungsablauf beim Pedalieren weicher.
Zudem muss sich der Fahrer bei Klickpedalen keine Gedanken über die Positionierung des Schuhs bzw. des Fußes auf dem Pedal machen. Einmal eingeklickt, bleiben die Füße auf dem Pedal – und zwar in genau der gleichen Position.
Dabei sollte man wissen, dass eine schlechte Positionierung des Fußes auf dem Pedal die Kraftübertragung schnell ruinieren kann – unabhängig vom Pedalsystem.
Hinzu kommt, dass die Vorteile der Klickpedale bei der Beschleunigung auf dem Rennrad wirklich etwas ausmachen können.
Auch beim Fahren im Wiegetritt bieten die Klickpedale auf der Straße Vorteile.
Durch die feste Verbindung ist ein Abrutschen quasi unmöglich, sodass man sich als Fahrer auf den Pedalen sicherer fühlt und eine höhere Trittfrequenz erreichen kann – wenn man sich einmal an das etwas seltsame Gefühl gewöhnt hat, sich voll in die Pedale „werfen“ zu können.
Pedale auf dem Mountainbike: eine Geschmacksache
Beim Mountainbiken ist die Frage nach dem richtigen Pedal weniger eindeutig.
Allerdings finden sich selbst hier immer mehr Fahrer, die auf Klickpedale setzen. Insbesondere in Disziplinen wie Cross Country, bei der Sprünge und technisch schwierige Passagen eher in der Minderheit sind, lassen sich die Vorteile von Klickpedalen ausspielen.
Für technische Passagen bietet die feste Verbindung von Pedal und Schuh Vorteile: So lässt sich speziell das Hinterrad mit Klickpedalen besser und präziser kontrollieren. Zudem bieten die „Clickies“ bei nassen Schuhsohlen einen echten Sicherheitsvorteil, da man nicht mehr von den Pedalen abrutschen kann.
Pin-Pedale bieten auf dem Mountainbike dagegen deutlich mehr Flexibilität.
Sie sind außerdem sicherer bei Stürzen, da es keine feste Verbindung zwischen Fahrer und Bike gibt. An dieser Stelle möchte ich aber nicht verunsichern.
Ich hatte selbst schon unzählige Stürze in Trainingsfahrten sowie in Rennen und konnte ausnahmslos immer die Schuhe aus den Klickpedalen lösen!
Die Frage nach dem richtigen Pedaltyp wird unter Mountainbikern im Vergleich zu Rennradfahrern stark diskutiert.
Letztlich hängt die Entscheidung vor allem von der gefahrenen Disziplin und nicht zuletzt von dem eigenen Geschmack ab.
Eine gute Lösung sind hier unter Umständen Kombi-Pedale, also Pedale, die auf der einen Seite des Pedals ein Klicksystem haben und auf der anderen mit gewöhnlichen Schuhen gefahren werden können.
Fazit
Auf wissenschaftlicher Ebene scheint es kaum deutliche Hinweise für die Behauptung zu geben, dass Klickpedale wirklich effizienter sind als andere Pedalsysteme.
GCN – seit März 2020 ist auch Berhard Eisel im Team – kam bei deren Versuch sogar zu dem Ergebnis, dass Bärentatzen-Pedale oder andere sogenannte Flatpedals etwas effizienter sind!
Die Vorteile der Klickpedale scheinen sich vor allem bei kurzfristigen Beschleunigungen und Sprints zu ergeben.
Allerdings ist die Effizienz der Kraftübertragung nicht das einzige Argument, das bei der Wahl eines Pedalsystems herangezogen werden sollte.
Als Rennradfahrer ist die Sache für mich klar: Klicksysteme sind das Mittel der Wahl – aus gutem Grund sind sie im Profibereich der absolute Standard.
Ich fühle mich damit weit wohler und eins mit meinem Rennrad.
Wenn du (neuer) Mountainbiker bist, ist die Sache vermutlich weniger klar. Verlasse dich einfach auf dein Bauchgefühl.
Denk bei der Wahl der passenden Fahrrad-Pedale einfach daran, dass es keinen wirklichen Beweis dafür gibt, dass man mit Klickpedalen effizienter unterwegs ist.
Mit welchem Fahrrad- und Pedaltyp bist du bislang unterwegs & hat dich mein Beitrag zu einem anderen Pedalsystem geführt?