Nun ist es so weit: ich beginne damit, mir beliebte Rennradpedale bzw. Klickpedale – natürlich aber auch andere Pedaltypen – näher anzusehen und sämtliche Informationen, die es natürlich bereits gibt, zusammenzutragen, aufzubereiten und zu bündeln. Den Anfang machen, wie es der Titel schon erahnen lässt, die Kèo Blade Carbon von LOOK.
Die Frage, ob Carbon oder Aluminium ist im Radrennsport eigentlich keine wirkliche Frage mehr, sondern eher eine rhetorische. Fast alle Komponenten werden mittlerweile aus Carbon hergestellt, darunter natürlich auch Klickpedale.
Die LOOK Kèo Blade Carbon Pedale überzeugen vor allem mit ihrem Gewicht, der großen Kontaktfläche und ihrem verhältnismäßig geringen Preis. Die Qualität dieser Rennradpedale bringt sogar den Profiradsportler Andrè Greipel dazu, seinen Namen für eine Spezial-Edition herzugeben. Ob der Pedalkörper und die Blades aus Carbon sicher sind und was sie ausmacht, erfährst du in diesem Beitrag.
Hohe Qualität gleich hoher Preis?
Für sehr viele leistungsorientierte Radrennsportler im Hobby- bzw. Amateurbereich stellt sich bei all ihren Anschaffungen, gleichgültig ob Fahrradkette, Radhelm oder eben Fahrrad-Pedale, die Frage nach dem Preis.
Besser gesagt sucht man stets das Beste, was man für sein Budget bekommen kann. Nicht selten ist man nach eingehender Recherche dazu bereit, sein Limit aufzustocken und dafür ein Mehr an Qualität zu erhalten.
Aber muss man mehr Geld für seine Pedale ausgeben, um eine höhere Qualität zu erhalten?
Die Antwort ist: Es kommt darauf an.
Wie bereits erwähnt, ist der Preis für viele ein Ausschlusskriterium. Deshalb nenne ich ihn dir bewusst schon am Anfang des Artikels, um dich nicht für ein Produkt zu begeistern – wobei ich lediglich Tatsachen vorbringen werde & nicht versuche, dir etwas anzudrehen – welches du dir am Ende nicht leisten willst oder kannst. Ich verwende absichtlich eine Produktbox, um den Preis aktuell anzeigen zu lassen.
Ich habe diese Klickpedale bereits für rund 120 Euro gesehen. Aktuell (Mitte November 2020) liegt der Preis bei etwa 175 Euro. Deshalb ist wohl von einem Durchschnittspreis von 150 Euro zu rechnen.
Das Herzstück aus Carbon
Die Blades, die man auf der Rückseite des aus Carbon bestehenden Pedalkörpers erkennen kann, sind im Bereich der klassischen Klickpedale eine Neuheit, die es allerdings schon seit einigen Jahren gibt.
Falls du mehr über die Materialien bei Fahrrad-Pedalen wissen möchtest, kann ich dir meinen Beitrag zu diesem Thema empfehlen.
Shimano beispielsweise setzt nach wie vor auf die klassische Verschlusstechnik, die natürlich den Vorteil hat, individuell eingestellt werden zu können. Der Nachteil der klassischen Verschlusstechnik, LOOK bietet sie ebenfalls an (Comfort- & GranFondo-Serie), ist hauptsächlich das Gewicht, worauf ich später noch eingehen werde.
Ein weiterer Vorteil der Carbon-Blades ist laut Hersteller ein besonders sicherer Ein- & Ausstieg. Zusätzlich soll dadurch eine bessere Aerodynamik gegeben sein.
LOOK hat bereits Mitte der 1990er Jahre damit begonnen, die Vorteile von Carbon (Steifigkeit & Zugfestigkeit) weiterzuentwickeln und durch Anpassung der Carbon-Zusammensetzung dem Einsatzgebiet entsprechend anzupassen.
Das Carbon für die Blades, wie auch für andere Komponenten des Fahrrads, wie etwa Rahmen, Gabel oder Lenker, besteht aus mehreren Schichten. Die Laufrichtungen der Carbonfasern werden so übereinander gelegt, dass die bestmögliche Sicherheit, Elastizität und Steifigkeit gegeben sind.
Der Nachteil der Blades ist, dass sie sich nicht mit einem Sechskantschlüssel individuell einstellen lassen. Zwar lassen sich die Carbon-Blättchen selbst nicht härter oder weicher stellen, man kann sie aber austauschen.
Auslösehärte durch passende Blades einstellen
Die Carbon-Blades für die LOOK Kèo Carbon Pedale gibt es in drei verschiedenen Auslösehärten, nämlich 12, 16 & 20 Nm.
Was Nm (Newtonmeter) bedeutet, kann ich in diesem Beitrag nicht ausführlich beantworten. Daher nur eine Pi-mal-Daumen Erklärung:
Die Auslösehärte der Blades, auch Lamellen genannt, ist in ihrer Standardversion von 12 Nm bereits relativ fest. 16 Nm sind nur dann zu empfehlen, wenn man mit seinen Rennradschuhen wirklich stramm mit den Pedalen verbunden sein möchte.
Die Auslösehärte von 20 Nm kann man getrost als „pickelhart“ bezeichnen. Diese eignen sich vor allem dann, wenn man viel auf Zug fährt, viel sprintet und generell mit einer hohen Wattleistung fährt.
Falls du mit der Auslösehärte nicht zufrieden bist, kannst du die Blades jederzeit tauschen. Eine entsprechende Anleitung ist dem Kit beigelegt.
Das Floating der Pedalplatten
Die Auslösehärte bestimmt also darüber, wie schwer man mit seinen Rennradschuhen – besser gesagt mit seinen Pedalplatten – aus den Pedalen kommt. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Aspekt ist das Floating.
Floating ist englisch und bedeutet „schweben“. Damit ist jener Spielraum gemeint, den man mit seinen Fahrrad-Schuhen bzw. den Pedalplatten innerhalb des Pedals hat.
Sofern du bereits ein Klickpedalsystem verwendest, hast du vielleicht schon gemerkt, dass du mit deinen Radschuhen ein bestimmtes Maß an Beweglichkeit hast, bis es zum Punkt kommt, an dem du mit den Schuhen auslösen kannst.
LOOK bietet dazu drei verschiedenen Pedalplatten, mit denen du einen Spielraum von
- 0° (schwarz),
- 4.5° (grau) und
- 9° (rot)
hast.
Standardmäßig werden graue Pedalplatten (4.5°) verwendet bzw. ausgeliefert.
Bei Knieproblemen ist es besser, zu den roten Pedalplatten zu greifen.
Wer absolut keinen Spielraum möchte (und es die Knie hergeben), kann die schwarzen Kèo Cleats verwenden – Cleats ist einfach die englische Bezeichnung für die Pedalplatten.
Sicherheitsstandards nach ISO 4210
Selbstverständlich sind alle Komponenten des Pedals genormt. So unterliegen unter anderem auch die Carbon-Blades, wie alle anderen Anbauteile der sogenannten ISO 4210 Norm.
Die ISO 4210-8 Norm normiert beispielsweise das Prüfverfahren für Pedale und Antriebssysteme von Fahrrädern. Ziel und Zweck dieser Norm ist es, sicherzustellen, dass produzierte Fahrräder und entsprechende Komponenten so sicher wie möglich sind und bestimmten Qualitätserfordernissen entsprechen.
LOOK testet seine Pedalachsen und damit gleichzeitig die kompletten Pedale sehr ausgiebig und in einem weitaus größeren Rahmen, als erforderlich. Hier erfährst du übrigens mehr über den generellen Aufbau der Fahrrad-Pedale.
Konkret werden die Fahrrad-Pedale einem Drehtest von 2 Millionen Umdrehungen unterzogen, und das bei einer rpm (rounds per minute) von 100. Das entspricht umgerechnet 20.000 Minuten bzw. einem fast 14 (!) Tage durchgehender Dauertest.
Das war es aber noch nicht. In dieser Zeit wirken permanent 1.700 (!) Watt auf die Pedale bei einer Belastung von 90 kg am Mittelpunkt des Pedals.
Auf diese Wattzahl kommt der Radprofi Andrè Greipel in einem Sprint – LOOK testet seine Pedale somit auf Sprintniveau und das für fast 14 Tage am Stück.
Apropos Andrè Greipel: es gibt eine LOOK Kèo Blade Carbon Andrè Greipel Spezial-Edition*, die es allerdings nur noch vereinzelt im Internet zu finden und kaufen gibt.
Was das Thema Sicherheit betrifft, kann man bei den LOOK Kèo Blade Carbon somit jedenfalls davon ausgehen, dass diese gegeben ist, trotz Carbon-Blades.
Maße & Gewicht
Neben dem Gewicht, wozu ich gleich komme, ist vor allem die Kontaktfläche sehr wichtig.
Diese entscheidet darüber, wie groß die Trittfläche ist und sorgt für eine bessere Kraftübertragung, je höher und breiter sie ist.
Die Kontaktfläche von 700 mm² pro Pedal bei den LOOK Kèo Blade Carbon ist viel größer als beispielsweise bei den LOOK Kèo 2 MAX Carbon. Dort beträgt sie nämlich „nur“ 500 mm² pro Pedal.
Die Breite der auf der Grafik mit einer grauen Linie gekennzeichneten Kontaktfläche beträgt 67 mm.
Die Kunst besteht generell darin, die Aerodynamik und das Gesamtgewicht stets im Auge zu behalten. Was bringt einem eine große Auflagefläche, wenn darunter das Gewicht und die Handhabung des Klickpedals leiden?
Die LOOK Kèo Blade Carbon Rennradpedale wiegen paarweise nur 220 Gramm.
Um beim Vergleich mit den LOOK Kèo 2 MAX Carbon Pedalen zu bleiben: diese wiegen paarweise 250 Gramm, trotz geringerer Auflagefläche. Zu beachten ist darüber hinaus, dass beide Modelle Carbon Blades verbaut haben!
Möglich ist dieses geringe Gesamtgewicht einerseits durch den bereits erwähnten Verzicht des klassischen Klickmechanismus – durch Verwendung einer Carbon Feder, so wird das Blade auch genannt – und dem Einsatz eines Pedalkörpers aus Carbon.
Die Montage
Die Montage der LOOK Kèo Blade Carbon Rennradpedale verläuft genau so einfach, wie das Anbringen aller anderen gängigen Fahrrad-Pedale.
Im Beitrag über die Montage der Fahrrad-Pedale habe ich bereits alles zusammengetragen, was du beachten solltest. Dort findest du übrigens auch eine praktische Video-Anleitung.
Das Einzige, das ich an dieser Stelle für besonders erwähnenswert halte, ist, dass du unbedingt auf das Linksgewinde beim linken Pedal und das Rechtsgewinde beim rechten Pedal achten musst.
Drehst du diese nämlich (zu fest) in die falsche Richtung ein, läufst du Gefahr, sowohl das Pedalgewinde selbst als auch das Gewinde in der Tretkurbel kaputt zu machen!
Im Beitrag über die Besonderheiten der Pedal-Gewinde findest du auch Hilfe, falls du das Pedal bereits in die falsche Richtung gedreht und eventuell kaputt gemacht hast.
Fazit
Die LOOK Kèo Blade Carbon Rennradpedale sind im Vergleich zu anderen LOOK-Pedalen aber auch zu Konkurrenzprodukten anderer Marken etwas Besonderes.
Nicht nur der Pedalkörper aus Carbon macht die Pedale zu einem Fliegengewicht, sondern ebenso die Carbon-Blades.
Mit dieser neuen technologische Innovation hat der Hersteller das klassische Verschlusssystem revolutioniert und verbessert. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass die Auslösehärte vorgegeben ist. Man hat jedoch die Möglichkeit, passende Blades nachzukaufen.
Viele fürchten, dass das verwendete Carbon einfach brechen könnte bzw. dieses unsicherer als herkömmliches Aluminium ist. LOOK beweist mit seinen 14-Tage-dauernden Tests, unter einer permanenten Belastung von 1.700 Watt, das Gegenteil.
Nur dann, wenn die produzierten Rennradpedale einem Dauertest von über 333 Stunden bestehen, gelangen sie in den Handel. Dass damit die ISO 4210 Norm bei Weitem Genüge getan wird, ist eigentlich klar und absolut nachvollziehbar.
Bei einem Preis von rund 150€ darf man sich allerdings schon die Frage stellen, ob man diese High-Tech-Klickpedale wirklich benötigt, zumal es einfache Standard-Klickpedale von LOOK schon ab 40€ gibt.
Die Frage, die man sich stellen muss: sind mir die Qualität und das verwendete Carbon, sowie das geringe Gewicht den Preis wert? Aus meiner Warte ist der Preis für diese Pedale für all die Technik, die in ihnen steckt, angemessen.
Vor allem leistungsorientierte Sportler, die versuchen, überall Gewicht einzusparen, können das mit diesen Pedalen für verhältnismäßig wenig Geld tun.
Verhältnismäßig deshalb, da diese Rennradpedale im Vergleich zu Carbon-Rahmen oder Carbon-Laufrädern wenig kosten. 🙂
Was teuer, preiswert bzw. angemessen ist, muss allerdings jeder für sich entscheiden.
LOOK Kèo Blade Carbon Erfahrungen
Normalerweise beende ich meine Beiträge immer mit dem Fazit. In diesem Fall jedoch nicht.
Wenn ich mir etwas kaufen möchte, das einen bestimmten Betrag übersteigt, ist mir im ersten Schritt das Verschaffen eines Überblicks über alle wichtigen (technischen) Daten natürlich sehr wichtig.
Überzeugen mich diese, halte ich immer Ausschau nach bestehenden Rezensionen, Tests und Erfahrungsberichten. Leider sind diese oftmals sehr einseitig, nicht echt und eben gefaked.
fahrrad-pedale.de habe ich unter anderem genau aus diesem Grund erstellt: ich möchte echte Informationen und echten Mehrwert bieten. Natürlich kann und werde ich die ein oder anderen Pedale selbst testen und darüber berichten. Es ist aber naturgemäß unmöglich, alle Pedalmodelle dieser Welt selbst ausgiebig auszuprobieren und zu bewerten.
An dieser Stelle kommst du ins Spiel! Hast du bereits Erfahrungen mit den LOOK Kèo Blade Carbon Pedalen sammeln können? Würdest du mir und allen anderen Lesern deine persönliche Meinung zu diesen Pedalen mitteilen? Wie ist das Fahrgefühl mit diesen leichten Rennradpedalen?